Gestalttherapie

Bei der Gestalttherapie handelt es sich nach meiner Auffassung eher um eine Haltung, als um eine Methode. Die Gestalttherapie zählt zu den humanistischen Therapiemethoden. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Mensch die Fähigkeit zur Selbstregulierung und Selbstheilung besitzt, also vereinfacht gesagt, sich weiterentwickeln kann.

Die Eigenverantwortung spielt in meinen Augen eine besonders große Rolle. Die Gestalttherapie unterstützt die Klienten dabei, ihre Probleme und Leiden selbstständig zu bewältigen und übt die nötigen Fähigkeiten, Kräfte und Resilienz aufzubauen.

Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf die Wahrnehmung gelegt, dass die Klienten nur das, was ihnen bewusst ist, auch verändern können. Dabei geht es nicht um die Interpretation und Deutung vergangener Situationen, sondern vielmehr um das Gefühl, wie ich mich im Augenblick wahrnehme, während ich mich an eine vergangene Situation erinnere oder von ihr berichte. 

Wir konzentrieren uns in diesem Moment darauf zu entschleunigen, aus dem Kopf heraus zu kommen und ins Fühlen überzugehen. In der Gestalttherapie wird versucht weniger zu reden, eher zu erleben. Die Körpersprache, mögliche Impulse und das achtsame Wahrnehmen von dem was in diesem Moment da ist, rücken in den Vordergrund. An dieser Stelle lädt die Gestalttherapie dazu ein, neue Erfahrungen zu machen und ermutigt zum Experimentieren mit Verhaltensweisen, Gedanken, Gefühlen und Einstellungen, sowohl mit Altem, als auch mit Neuem. Ein Raum für neue individuelle Antworten, neue Fragen, für Kreativität, Spontanität, für neues Erleben und eigene Erkenntnisse, darf entstehen.

Die Gestalttherapie lädt ein, einen eigenen Weg zu gehen. Vor Allem in diesem Ansatz steckt für mich die Möglichkeit meine eigenen individuellen Erkenntnisse zu sammeln und mich dadurch nachhaltiger zu verändern. 

 In der Gestalttherapie wird der Mensch auf eine ganzheitliche Art angesehen, als Einheit aus Körper, Seele und Geist. Möglichst alle Erfahrungsbereiche des Daseins sollten mit einbezogen werden: intellektuelle, körperliche, emotionale, spirituelle, karmische, systemische und traumatische.

In dem Begriff “Gestalt“ steckt die Idee, dass eine Gestalt nicht einfach nur die Summe ihrer Einzelteile ist. 

In der Gestalttherapie wird davon ausgegangen, dass nur alle Bereiche gemeinsam eine ganzheitliche Gestalt bilden, die uns Menschen ausmacht. Nur durch einbeziehen aller Aspekte kann eine Einheit entstehen. Somit könnte man das Wort Gestalt auch mit Ganzheit beschreiben. Mit Gestalt ist alles Erfahrbare gemeint, jedes Gefühl, jede Begegnung, jede Erinnerung. Perls ging davon aus, dass diese Teile bei vielen Menschen „zersplittert“, also getrennt voneinander erlebt werden. Die Menschen also nur Teile ihrer selbst und sich nicht als Ganzes wahrnehmen können. 

Unter dieser Annahme begründeten die deutschen Psychoanalytiker Fritz Perls und Lore Perls gemeinsam mit Paul Goodman im Jahre 1951 die Gestalttherapie, welche aufgrund ihrer Herkunft auch Ansätze der Psychoanalyse enthält. Ähnlich wie in der Psychoanalytik geht man auch von tieferliegenden unbewussten Konflikten aus. Jedoch ist der Umgang damit hier ein anderer.

Das “Hier-und-Jetzt“, (eng.: Awareness) also der Fokus auf den Augenblick, auf das aktuelle, situative Bewusstsein und die Umgebung und die sich daraus ergebenden Handlungsimpulse stellen einen wesentlichen Anteil dar. Der Ausgangspunkt in der Gestalttherapie ist die Annahme, dass das Denken und Fühlen immer nur in der Gegenwart statt findet. Die Vergangenheit kann nicht geändert werden. Es wird jedoch ermöglicht frühere Erfahrungen und Ereignisse zu reflektieren, so dass man den Blick auf die Vergangenheit ändert und somit das Wirken vergangener Ereignisse im Hier-und-Jetzt beeinflusst, kurz: Muster auflöst.

Als Ziel der Gestalttherapie könnte man formulieren, dass den Klienten dabei geholfen wird sich ihrer verdrängten und unbewussten Teile bewusst zu werden, sie zu akzeptieren, dadurch zu integrieren und zu einer neu gewonnen Ganzheit (Gestalt) zu werden.

Dies setzt voraus, dass die Klienten bereit sind, aktiv mitzuarbeiten.  Sie werden aufgefordert ihr Leben selbstbestimmt zu leben und Verantwortung für die eigenen Emotionen, Gedanken und Handlungen zu übernehmen.

An dieser Stelle stößt die Gestalttherapie in meinen Augen an ihre Grenzen. Stecke ich aktuell in meinem Leben in einer so tiefen Krise, kann mich die Eigenverantwortung an dieser Stelle überfordern. Ein klassisches Beispiel wäre eine schwere Depression. In solch einem Zustand ist es mir nicht mehr möglich eigenverantwortlich zu handeln und aktiv zu einer Änderung beizutragen. Eine Medikamentöse Behandlung verspricht viel mehr Fortschritt und könnte später durch die Gestalttherapie unterstützt werden.

Diese Form der Therapie fordert also ein gewisses Maß an Konfliktfähigkeit und Bereitschaft für Veränderung. Durch das hohe Maß an Eigenverantwortung können „die Probleme“ zu Beginn einer Therapie zunächst etwas schlimmer werden. Meiner Meinung nach liegt dies einfach nur am bewusster werden der Mechanismen und Muster. Mit den ersten eigenständigen Veränderungen tritt aber häufig Besserung ein.  

Auch ich fordere während der Sitzung , wenn es sein muss, gerne heraus im Zweifel auch sein ganzes Weltbild auf den Kopf zu stellen. Dabei berücksichtige ich jedoch die gegenwärtige Situation. An erster Stelle steht für mich immer ein ressourcenorientiertes Arbeiten, um in die eigene Kraft zurück zu finden. Dennoch kann die einzelne Sitzung, sowohl emotional, als auch körperlich herausfordernd sein. Ich empfehle gerne ein gewisses Maß an Ruhe nach einer Sitzung, um den angeregten Prozessen ein gesundes Maß an Integrationszeit zu lassen.

Danach richtet sich für mich auch das Tempo und die Intensität der Therapie. So gibt es Themen, die in kurzen Abständen und wenigen Stunden bearbeitet werden und Themen, die mit längeren Veränderungsprozessen einhergehen, wobei die Abstände zwischen den Sitzungen auch mehrere Wochen betragen können.

Ich berate und unterstütze dich gerne bei deinem individuellen, für dich passenden Modell.

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